Chancen und Risiken im virtuellen Echtzeit-Klassenzimmer
09.04.2009
Warum Live e-Learning häufig versagt – und was man dagegen tun kann
Live e-Learning im virtuellen Klassenzimmer (VC, Virtual Classroom) gehört zu den Wachstumssegmenten in der Weiterbildung. Nach einer im Jahr 2007 in den USA durchgeführten Studie von Wainhouse Research hat dort ein fundamentaler Paradigmenwechsel begonnen: der Anteil der Kurse im VC ist im von 2006 auf 2007 von 15% auf 29% gestiegen, während die Präsenzkurse von 64% auf 51% gesunken sind. Angenähert gleich geblieben sind die Nutzung von asynchronen Methoden mit 10% und der sonstige Methoden mit ebenfalls 10%. In Deutschland hinkt die Entwicklung zwar noch hinterher. Es ist aber zu erwarten, dass auch in hier dieser Paradigmenwechsel stattfinden wird.
Gründe für diese Entwicklung sind vielfältiger Art:
- Reduzierung der Weiterbildungskosten durch Einsparung von Reisekosten und Reisezeiten
- Kürzere Abwesendheitszeiten von Arbeitsplatz
- Schnellere Verbreitung von zeitkritischem Wissen und Fertigkeiten
- Geringere Abbrecherzahlen als bei reinem Selbststudium
- Im Gegensatz zu asynchronen Lernsettings sofortige Interaktion und Feedback vom Lehrer
- Unterstützung des kollaboratives Lernen als einer der effizientesten und effektivsten Lernmethoden
Andererseits stehen dem Lernen und Unterrichten mit Live e-Learning noch eine Reihe von Herausforderungen gegenüber. Ein typischer Grund, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, sind die technischen Probleme. Diese sind ohne Zweifel noch vorhanden. Sie konnten aber von den Software-Herstellern in den letzten Jahren deutlich reduziert werden. Der Einsatz einer stabilen und ausgereiften Software in Verbindung mit funktionierenden Unterstützungsprozessen reduziert die technischen Probleme auf ein Minimum. Technische Probleme sind also nicht länger die ganz große Herausforderung.
Wie aber sieht es mit dem Lehren und Lernen im virtuellen Echtzeit-Klassenzimmer aus? Hier liegen die wirklichen Herausforderungen, die über Erfolg oder Misserfolg des Live e-Learnings entscheiden.
In sehr vielen Fällen wird der bewährte Präsenzunterricht einfach in das virtuelle Echtzeitklassenzimmer übertragen. Eine Anpassung der Materialien und des Präsentations- bzw. Unterrichtsstils an das neue Medium findet nicht statt. Die Folge davon ist ein Mangel an Interaktivität, eine unzureichende Einbindung der Teilnehmer und ein langweiliger Unterricht mit gravierenden Auswirkungen. Die Teilnehmer erliegen der permanenten Versuchung, sich nebenher mit anderen Dingen zu beschäftigen wie E-Mails zu schreiben oder den Schreibtisch aufzuräumen und sind mental nicht bei der Sache.
In einem im Rahmen des Siemens Management Learnings bereits im Jahr 2002 durchgeführten Versuch haben wir dieses Verhalten analysiert. In verschieden Veranstaltungen haben wir einen Professor der Duke University gebeten, 10 Minuten ohne Interaktion zu referieren und dann eine Frag zu stellen, die die Teilnehmer durch Setzen eines grünen Häkchens mit „Ja“ oder eines roten Kreuzes mit „Nein“ beantworten konnten. Das Ergebnis war bei allen Versuchsreihen mit den unterschiedlichsten Teilnehmern und den verschiedensten Inhalten immer ähnlich:
- Ca. 50% der Teilnehmer antworten zeitnah.
- Ca. 25% der Teilnehmer antworteten mit einer Verzögerung von 5 bis 15 Sekunden. In der Analyse hinterher gaben sie zu, dass sie gar nicht wussten, worum es bei der Frage ging. Sie haben nur bemerkt, dass „Häkchen und Kreuze gesetzt wurden“ und dann nachgezogen, um nicht aufzufallen
- Ca. 25% der Teilnehmer antworten gar nicht, weil sie inzwischen mental ausgestiegen waren.
Wenn Teilnehmer einen derartig virtualisierten Präsenzunterricht im Nachgang bewerten, waren nicht nur der Unterricht selbst und der Vortragende unzureichend. Auch die Software und die Methodik des Live e-Learnings werden schlecht bewertet. Im Endeffekt wird das Lernziel nicht erreicht, wodurch auch die pragmatischen Vorteile wie Reisekosteneinsparungen, etc. nicht genutzt werden: wenn kein Lernergebnis vorhanden ist, sind auch die geringeren Weiterbildungskosten Fehlinvestitionen.
Eine Lösung dieser Herausforderung ist eine Qualifizierung der Seminarleiter, Trainer, etc., um auch auf dem virtuellen Parkett erfolgreich zu sein und die Chancen und Möglichkeiten des Live e-Learnings für den Lernprozess der Teilnehmer optimal auszunutzen. Die perfekte Bedienung der Software für das Live e-Learning ist nur der erste Schritt hin zu einem erfolgreichen Online-Training. Der Online-Trainer muss sich vor allem mit den drei Charakteristika des virtuellen Echtzeit-Klassenzimmers auseinandersetzen
- Wie können die Informationen so dargestellt werden, dass sie im virtuellen Echtzeit-Klassenzimmer (Slides, White Board, Application Sharing, etc.)die beste Wirkung entfalten? Die Darstellung visueller Information durch wenige Worte, aber relevante Bilde ohne unnützen Schnickschnack sind wichtige Erfolgsfaktoren. Soll viel Text vermittel werden, empfehlen sich andere Medien wie z.B. Websites oder Lernhefte.
- Wie können Interaktionensmöglichkeiten (Abfragen, Tests, White Board Werkzeuge, etc.) eingesetzt werden, um den Lernprozess zu unterstützen und die Ablenkung der Teilnehmer zu minimieren? Die Planung und die Unterstützung von häufigen und relevanten Interaktionen ist das allerwichtigste, um effektive Lerneinheiten im VC zu konzipieren
- Wie kann die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern sowie zwischen Schülern untereinander (Sprache, Chat, Gruppenräume, etc.) gestaltet werden, um das Potential des kollaborativen Lernens auszunützen? Das kollaborative Lernen, dass im traditionellen Präsenzunterricht zu einem großen Teil durch die informelle Kommunikation am Rande des Unterrichts erfolgt, muss im VC durch den Online-Trainer permanent motiviert und gesteuert werden.
Der Erfolg eines virtuellen Echtzeit-Klassenzimmers hängt also nicht nur von pragmatischen Nutzwerten ab, sondern auch von den Chancen in der Lehre, die es bietet. Oder anders ausgedrückt: Alle Einsparungen an Reisekosten und –zeiten wiegen nicht die Verluste auf, wenn der Unterricht im virtuellen Klassenzimmer scheitert.
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