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Im 2. Teil der Reihe „Berufe der Zukunft“ in der aktuellen Ausgabe der „Wirtschaftswoche“*, widmet sich Autor Sebastian Matthes der Dienstleistungsbranche. Unter der Überschrift „Die neue Helfer-Generation“ werden u.a. auch die wachsende Rolle und zunehmende Bedeutung des Executive Coaches kurz skizziert.
Auch in Deutschland erlangt nun das in USA und UK anerkannte Phänomen des Coachings immer mehr Aufmerksamkeit. Wir erleben auch hier volatile Zeiten, wo die Anforderungen an der professionellen Leistung stetig steigen, während sich gleichzeitig die vertrauten Parameter der Berufswelt drastisch verschieben. Wer seine beruflichen Aussichten so weit wie möglich stabilisieren oder gar ausbauen will, muss zuverlässig Leistung erbringen. Damit sie das eigene Ich nicht auf die Strecke zurücklassen, brauchen Manager öfters neutrale Erdung, um ihr „personal big picture“ und den inneren Frieden beim ewigen Leistungdruck nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei geht es aber nicht zwangsläufig nur um den Erhalt oder die Rückgewinnung von Leistung. Etliche Manager erzielen in der Zusammenarbeit mit ihrem Coach einen Leistungsdurchbruch, weil der Coach sie darin bestärkt, inneren Ballast erfolgreich abzuwerfen (z. B. ineffektive Verhaltens-/Führungsmuster, einengende Glaubenssätze) und sich schlicht mehr zutrauen.
Wer in der unmittelbaren Umgebung eines Managers tritt ihm sonst ohne eigene Agenda gegenüber? Der Vorgesetzte? Die Kollegin? Der HR-Manager? Die Partnerin? Wohl kaum! Schon Thomas DeLong von der Harvard Business School nannte Coaches deshalb „truth speakers“ und würdigte damit ihre Neutralität im Einsatz ausschließlich zum Wohl des Coachees. Deshalb, obwohl noch am häufigsten von Unternehmen bezahlt, sehen immer mehr Manager in USA und UK ein Coach als wertvolles Investment in die eigene berufliche Zukunft. Es kann auch nur eine Frage der Zeit sein bis auch dieser Trend sich hier verankert.
„Coach“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Deshalb wird die Frage der Ausbildung, bzw. der Zertifizierung, auf beiden Seiten des Atlantiks in 2007 stärker an Bedeutung gewinnen. Sicherlich auch die Debatte zwischen diejenigen, die den Beruf in der Nähe der Psychologie angesiedelt sehen versus diejenigen, die eine klare Abgrenzung zwischen dem Coach, dem Berater, dem Therapeuten und dem Mentor sehen.
Gerade der vom Unternehmen zur Seite gestellte Coach muss ein fragiles Gleichgewicht zwischen sich, dem Auftraggeber (Unternehmen), und dem Coachee (Arbeitnehmer) halten. Denn der Mensch, der sich (drastisch!) weiterentwickelt, träumt manchmal andere Träume als ursprünglich vorgesehen. Wenn eine solche Entwicklung auch vorübergehend als Störfaktor für den Konzern wahrgenommen wird, so ist es längerfristig sowohl für den Menschen als auch für die Organisation ein Gewinn. Das Unternehmen profitiert von Managern, die mit der notwendigen Rückendeckung ihr Leistungspotential voll ausschöpfen können. Und der Mensch erhält den notwendigen Fokus, um seinen Weg – beruflich und privat - authentisch zu gestalten und mit Zuversicht zu gehen.
*22.01.2007
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